Biodiversität im Garten:
Geht das überhaupt?
Vielfalt ist ein positiv belegter Begriff und in vielen Bereichen gefragt: Pflanzenvielfalt im Garten liegt im Trend. Der Begriff Biodiversität geht noch einen Schritt weiter und gehört für immer mehr Menschen zu ihrem Wortschatz.
Auf die Pflanzen kommt es an
Natürlich geht es nicht darum, möglichst viele verschiedene Pflanzen im Garten zu haben – das wäre vermutlich nicht der Garten, den viele schön finden. Dr. Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. bringt es auf den Punkt: „Das Ziel ist, unterschiedliche Lebensräume im Garten zu schaffen. Unter Bäumen und größeren Sträuchern lassen sich herrliche Schattenbeete anlegen, in freier Lage werden Sonnenanbeter gruppiert, am Teich oder Wasserlauf eignen sich wieder andere Pflanzen. Entscheidend ist es, die Ansprüche der Pflanzen an den Standort zu kennen und sie dementsprechend zu nutzen.“
Diese unterschiedlichen Gartenbereiche entwickeln sich dann wie in der Natur auch zu Lebensräumen für Insekten, Vögel und Kleintiere. Die Pflanzen bieten Nahrung in Form von Nektar und Pollen, aber auch Samenständen und Früchten. Zudem bieten sie Nist-, Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten. „Je größer ein Garten ist, umso eher lassen sich großzügige und unterschiedliche Lebensräume gestalten. Aber auch kleine Gärten bieten gute Möglichkeiten“, erklärt Dr. Michael Henze vom BGL. Dem entsprechend betont die BGL-Initiative „Rettet den Vorgarten“ mit dem Leitsatz „Jeder Quadratmeter zählt“, dass es wichtig ist, selbst kleine Flächen am Haus gärtnerisch vielseitig zu gestalten. Henze: „In einer Schotterwüste findet jedenfalls kein Vogel einen Wurm.“
Gartenvielfalt sorgt für Artenvielfalt
Ornithologen haben deutschlandweit festgestellt, dass in der freien Landschaft weniger Vogelarten leben als im bebauten Raum der Dörfer und Städte. Das gilt ähnlich auch für Insekten oder Kleintiere, von denen viele wegen schwindender Lebensräume „draußen“ inzwischen auf Roten Listen stehen. Der wesentliche Vorteil von Gärten ist deren Kleinteiligkeit im Unterschied zu den überwiegend großflächigen Monokulturen der Land- und Forstwirtschaft. Denn je unterschiedlicher und abwechslungsreicher die Gartenräume gestaltet sind, desto eher bieten sie einen passenden Lebensraum mit entsprechendem Nahrungsangebot. So werden Vögel, Insekten, Bienen, Igel und Co. zusätzlich durch kleine Reisig- und Holzhaufen, Wildbienenröhren und -hölzer, Nistkästen, Trockenmauern etc. gefördert.
Dr. Michael Henze: „Nicht der einzelne Garten muss also vielfältig sein, sondern in der Unterschiedlichkeit der Gärten liegt der Grund für die höhere Artenvielfalt in Dörfern und Städten.“ Diese Tatsache führt ganz nebenbei dazu, dass die Menschen in ihrem täglichen Lebensumfeld Naturerfahrungen machen können. Das Vogelzwitschern am Morgen, der Austrieb der Pflanzen, Blüte und Fruchtentwicklung, die Herbstfärbung und der Laubfall – alle diese Phänomene kann man im Alltag wahrnehmen. Ein weiterer Vorteil von Vielfalt im Garten ist auch, dass es unter den summenden und piepsenden Gartenbewohnern eine Reihe von Nützlingen gibt, die dabei helfen, Schädlinge in Schach zu halten. Dr. Henze: „,So fressen inzwischen heimische Vögel die Raupen des Buchbaumzünslers!“
Vielfalt ist pflanzbar
Vielfalt hat auch eine zeitliche Dimension: Um den Garten als Lebensraum für Pflanzen und Tiere über alle Jahreszeiten hinweg zu entwickeln und damit gleichzeitig einen vitalen Naturerfahrungsraum zu schaffen, empfiehlt sich die Beratung durch Expertinnen und Experten für Garten und Landschaft. „Zum Beispiel ist es wichtig, bei Blühpflanzen möglichst nicht gefüllte Sorten zu wählen. Außerdem sollte das Blütenangebot vom frühen Frühjahr mit Blumenzwiebeln und frühblühenden Gehölzen bis in den Spätherbst reichen“, rät Dr. Michael Henze vom BGL.